Unternehmen in technikorientierten Bereichen setzen zunehmend auf weibliche Mitarbeiterinnen als Ressource. Die Ursachen liegen zum einen in einem Arbeitskräftemangel – insbesondere bei Lehrlingen. Hier soll das Potential an verfügbaren Arbeitskräften möglichst optimal ausgeschöpft werden und für den Betrieb der beste Lehrling – egal welchen Geschlechts – gewonnen werden.
Zum anderen ist aber auch ein Bemühen von Unternehmen zu erkennen, Arbeitsbedingungen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in denen Gleichstellung und Diversity gelebt wird.
Schritt 1: Interne Maßnahmen
Um den Anteil an Bewerbungen von jungen Frauen in Betrieben mit einem geringen Frauenanteil zu erhöhen müssen Aktivitäten gesetzt werden, die nach innen und nach außen wirken. Allerdings muss mit den geeigneten Maßnahmen, die nach innen wirken begonnen werden.
Offene Unternehmenskultur
Sichtbar wird gelebte Gleichstellung in einem klaren Commitment, das durch die Verankerung im Unternehmensleitbild, in der Kultur des Miteinanders aber auch in der Ausgestaltung von Räumlichkeiten sichtbar wird. Von Vorteil ist eine gelebte Unternehmenskultur, die sensibel Diskriminierungen und Vorurteile wahrnimmt und über Instrumente verfügt, um adäquat darauf reagieren zu können. Zu einer offen Unternehmenskultur zählen aber auch respektvolles Miteinander sowie eine geschlechtsneutrale Arbeitsverteilung.
Erstmals weibliche Lehrlinge im Betrieb – worauf achten?
Expertinnen, die über jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit jungen Frauen verfügen, empfehlen folgende Maßnahmen bei der erstmaligen Aufnahme von weiblichen Lehrlingen:
ü die Ausbildner vorzubereiten, sie in ihrem Tun zu stärken und mit ihnen Instrumente zu entwickeln, um Diskriminierungen wahrzunehmen und darauf reagieren zu können.
- das Arbeitsteam auf die Aufnahme von Kolleginnen vorbereiten
- soweit möglich, nicht nur eine junge Frau zu beschäftigen sondern gleich mit zwei starten
In weiterer Folge sind folgende Maßnahmen sinnvoll bzw. erforderlich:
- auf geschlechtsneutrale Aufgabenverteilung achten
- Arbeitsbekleidung, die den jungen Frauen passt, bereitstellen
- Infrastrukturen, die auf Basis gesetzlicher Bedingungen vorgeschrieben sind (Sanitärräume, Umkleidemöglichkeiten) errichten
- Betriebskultur, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben unterstützt (Arbeitszeitmodelle, Planbarkeit von Freizeit)
- Ansprechpersonen/Vertrauenspersonen nominieren, was Eltern als auch Mädchen Sicherheit bietet
Foto: Johannes Gellner Foto: Johannes Gellner
Schritt 2: Kommunikation nach außen. Authentizität ist gefordert
Wenn sich ein Unternehmen gut auf die Aufnahme von jungen Frauen vorbereitet hat, wird es Zeit, das auch nach außen zu kommunizieren. Hier können Gesamtpakete wie Employer Branding oder auch Einzelaktivitäten wie aktive Einbindung in Berufsorientierungsprozesse zum Einsatz kommen. Es geht vor allem darum, junge Frauen mit nicht traditionellen Berufen in Kontakt zu bringen und Vorurteile abzubauen.
Unterstützend wirken hier:
- Teilnahmen am Girls Day
- Workshops/Vorträge in Schulen – wenn möglich mit weiblichen Role Models oder mit reinen Mädchengruppen
- Tage der offenen Tür
- Schnupperpraktika
Wesentlich dabei sind folgende Punkte:
- Mundpropaganda ist nach wie vor eine der wichtigsten Informationskanäle
- Positives/negatives Image wird wahrgenommen
- Aktive Ansprache von jungen Frauen wird positiv konnotiert
- Eltern spielen nach wie vor eine wesentliche Rolle bei Berufswahlentscheidungsprozessen
Man kann gar nicht früh genug beginnen
Einig sind sich Experten/innen, dass es nicht allein die Aufgabe von Unternehmen sein kann, Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Es bedarf einer Begeisterung von Mädchen für technische Berufe vom Kindergarten an. Hier zeigen Studien, dass sich Mädchen bis zur Unterstufe durchaus für Technik begeistern können, jedoch in der Sekundarstufe ihre Begeisterung systematisch nachlässt. Das liegt zum Teil an Diskriminierungsmechanismen im Schulbereich.
Auf Erfahrungen anderer Unternehmen aufbauen
Die befragten Expertinnen betonen, dass die Förderung von jungen Frauen in technikorientierten Berufen einen betriebswirtschaftlichen Nutzen bringen muss und kein Sozialprogramm sein darf.
Betriebe, die bereits aktive Programme zur Förderung von jungen Frauen umgesetzt haben sehen konkret folgende positiven Veränderungen: Das
Teamklima und die Teamkommunikation verändern sich.
Junge Frauen bringen Aspekte wie Pünktlichkeit, Genauigkeit in die Arbeitswelt ein, aber auch alternative Problemlösungskompetenzen. Betont wird auch ein hohes handwerkliches Potenzial von weiblichen Arbeitskräften (Motorik).
Infos
Im Sommer 2016 wurden Experten/innen, die technikinteressierte junge Frauen bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz unterstützen, befragt. Insgesamt wurden zehn Telefoninterviews in ganz Österreich durchgeführt.