8 Möglichkeiten, als ausbildendes Unternehmen für junge Frauen attraktiv zu sein
In einer Befragung von 48 jungen Frauen, ein Viertel davon mit Migrationshintergrund, und 14 jungen Männern ermittelten EB projektmanagement und nowa jene Faktoren, die aus der Sicht von jungen Menschen ein ideales Unternehmen für die Lehrausbildung ausmachen. Die Ergebnisse bringen Leistungsbereitschaft, aber auch Ansprüche an die Qualität der Ausbildung und an das Arbeitsklima zum Ausdruck. Benachteiligungen werden auch in ihren subtilen Formen wahrgenommen und abgelehnt.
Reden Sie über Karrierechancen
Jugendstudien bestätigen eine triviale Erkenntnis, dass Perspektiven für junge Menschen eine große Rolle spielen. Im Arbeitskontext bedeutet dies, die Karrierechancen zu thematisieren. Für junge Frauen sind jene Betriebe attraktiv, die Leistung honorieren und auch für die Zeit nach der Lehrausbildung Perspektiven anbieten.
Sorgen Sie für ein motivierendes Praktikum
Junge Frauen beobachten im Praktikum sehr genau, welches Betriebsklima vorherrscht. Sie achten auf die technische Ausstattung und die Gestaltung der Arbeitsplätze und es ist ihnen wichtig, dass sie mitarbeiten und sich aktiv beteiligen können. Zuschauen ist zu wenig.
Machen Sie ein klares Statement
Das Image des Unternehmens ist ein wesentlicher Faktor bei der Wahl des Lehrbetriebs. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen, aber auch der KundInnen, die Position am Markt und der Webauftritt. Darüber hinaus wollen junge Frauen als potenzielle Mitarbeiterinnen angesprochen werden. Jene Unternehmen werden bevorzugt, die öffentlich klar zum Ausdruck bringen, dass sie Mädchen einstellen wollen.
Arbeiten Sie mit Top-AusbildnerInnen
Den größten Einfluss auf die Zufriedenheit der Lehrlinge hat die inhaltliche und pädagogische Qualität der Ausbildung, personifiziert in den Vorgesetzten und AusbildnerInnen. In der Kommunikation klar zu sein, inhaltlich am aktuellen Stand zu sein und Raum für selbstverantwortliches Lernen zu schaffen zählen hier zu den Hauptkriterien: Junge Frauen wollen gestalten, eigene Ideen einbringen und aus praktischer Erfahrung lernen.
Sagen Sie, was Sache ist
Sorgen Sie für Transparenz in Fragen des Gehalts, der Überstunden, im Umgang mit Krankenständen und Urlauben, wie es mit den Karrierechancen aussieht und wie das Thema „Weiterbildung“ gehandhabt wird. Junge Frauen schätzen klare Aussagen, sie wollen wissen, woran sie sind.
Vermeiden Sie subtile Diskriminierung
Junge Frauen wollen keine Extrawürste, sie wollen ernsthaft gleich behandelt werden und verzichten gerne auf Bevorzugung oder spezielle Schonung – sie haben aber keine Einwände gegen Arbeitskleidung, die den Köperproportionen von Mädchen/Frauen entspricht.
Investieren Sie in ein positives Betriebsklima
Respekt und Anerkennung ist für leistungsbereite junge Frauen eine Notwendigkeit und sie schätzen es beispielsweise besonders, wenn ihre Leistungs- und Arbeitsbereitschaft nicht in Frage gestellt wird, sobald sie Mütter werden. Zu den Faktoren eines guten Klimas zählen auch ein „Wir-Gefühl“, das über Hierarchien hinweg spürbar ist und simple Wohlfühlfaktoren, wie Imbisse für die Pause, ein warmes Essen und Betriebsausflüge.
Bieten Sie Perspektiven und Planbarkeit
Wenn Sie MitarbeiterInnen an Ihr Unternehmen binden wollen, bieten Sie Aufstiegsmöglichkeiten verbunden mit Weiterbildungsmöglichkeiten an und sorgen Sie dafür, dass ihnen nicht langweilig wird. Vielfältige Arbeitsinhalte sind ebenso wichtig wie ein angemessenes Gehalt und Bonifikationen. Doch nicht nur die langfristige Karriereplanung ist für junge Frauen ein Thema, sondern auch die kurz- und mittelfristige Planung der Arbeit und die Mitgestaltung bei der Urlaubsplanung.
Insgesamt bringen die jungen Frauen in den Fokusinterviews einen hohen Anspruch an eine Kultur des Respekts und der Gleichstellung zum Ausdruck. Die Möglichkeit, mitgestalten zu können ist ihnen ebenso wichtig wie Gesundheitsschutz und Sicherheit, auch dies sind zwei Faktoren, die in den Jugendstudien als zentrale Prioritäten von Jugendlichen auftauchen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die Möglichkeit der Teilzeitarbeit hingegen spielen keine zentrale Rolle.
Otto Rath
Otto Rath Bildungsmanagement & Unternehmensberatung, www.ottorath.at
Infos
Zur Methode: Das Fokusgruppen-Interview ist eine Methode qualitativer empirischer Sozialforschung und wird eingesetzt, um einen Eindruck vom Diskurs über ein bestimmtes Thema in der Organisation zu bekommen. „Qualitativ“ bedeutet, dass dabei die Aufmerksamkeit auf der Qualität der Aussagen liegt – im Gegensatz zu den typisierten Antwortkategorien eines formellen Fragebogens oder eines standardisierten Interviews. Jeder Gruppe wurden im Abstand von ca. 30 – 40 Minuten zwei Fragen zur Diskussion gestellt:
Frage 1: Wenn Sie sich was wünschen dürfen: Wie ist ein Unternehmen, ein Arbeitsplatz, in dem Sie am liebsten lernen und arbeiten würden?
Frage 2: Was muss Ihnen ein Unternehmen bieten, damit Sie sich vorstellen können, hochmotiviert und viele Jahre dort zu arbeiten?